Ondes Sensuelles: Saint Quentin la Poterie (F) bis 28.08.2024

Marie Rancillac

Am Anfang steht die Sanftheit des Tons, der sich weich anfühlt, formbar und geschmeidig ist und alle Forschungen und Experimente zulässt, wenn man mit ihm zu sprechen weiß… Aber das reicht natürlich nicht aus: Es bedarf auch der Magie des Künstlers und seiner Hände, um diesem Material, das dazu bestimmt ist, unter der Einwirkung des Feuers hart zu werden, einen Hauch von Leben, eine Sinnlichkeit und eine ganz organische Anmut zu entlocken.

Während die fleischlichen Werke von Marie Rancillac oder Zélie Rouby gerne ihre Verbindung zum Körper annehmen, halten die Keramiken von Hélène Morbu mehr Abstand, sind aber von einer zarten und nüchternen Poesie erfüllt.

Helene Morbu

Die Keramiken von Hélène Morbu verbinden die Strenge des geometrischen Musters mit der Sanftheit der Kurve. Die runden Linien ihrer Vasen und kleinen Amphoren sind nicht organisch, sondern Teil einer Ästhetik, die sie vom Art déco geerbt hat und die sie wie die gesamte Geschichte der Keramik inspiriert. Ihre Kreationen entstehen aus der Symmetrie und dem Zusammentreffen einer einfachen Form – der des Objekts – mit einem Dekor, das aus einem komplexen Netz besteht, und offenbaren eine raffinierte Schlichtheit.

Der subtil gefärbte Ton wird mit einem grafischen Raster aus Abdrücken versehen, Variationen von Mustern, die durch Glasurspitzen hervorgehoben werden und einen Kontrast zur Mattheit des nackten Sandsteins bilden. Die von einem inneren Atemzug aufgeblähten Formen unterstreichen diese Zeichnung und verformen sie manchmal, wodurch die ursprüngliche Elastizität des Materials enthüllt wird.

Marie Rancillac

Die Weichheit einer Feige, die Sprungkraft einer Aprikose oder die Krümmung einer Zucchini… In ihren Skulpturen skizziert Marie Rancillac mit Genuss und Humor unsere alltäglichen Obst- und Gemüsesorten. Ein Hauch von Bosheit wohnt diesem Pflanzenuniversum inne, in dem unsere bescheidenen Nahrungsmittel manchmal unsere kleinen Schwächen, unsere Kühnheit und unseren Eifer verspotten. Die Künstlerin deutet spielerisch Parallelen zum menschlichen Körper an, indem sie hier die Rundung einer reifen Frucht, dort das Liegen eines Kürbis auf einem bequemen Kissen oder auch die Umarmung eines Paares hervorhebt. Überall kommt das Fleischige unter der lehmigen Haut zum Vorschein.

Die Farben sind oft durch den Kontrast zwischen Engobe und roher Erde belebt und lassen sich gerne zu fröhlichen und äußerst plastischen Totems stapeln.

Zelie Rouby

Die Werke von Zélie Rouby – suggestiv geformte Krüge oder „Gouttes/ Tropfen“ an der Wand, die an die Rundung einer Brust erinnern – strahlen Sinnlichkeit aus.

Es ist nur logisch, dass ihre Skulpturen nun als Körperverlängerungen, Hocker oder Couchtische fungieren, wenn sie sich nicht sogar in neugierige Lampen mit langem Hals verwandeln. Das Herz der Keramikerin schwankt zwischen Funktionalität und Skulptur, und sie segelt gerne von einem Ufer zum anderen, wobei sie die Idee des Gebrauchsgegenstandes selten aufgibt, selbst wenn sie ihn durch unpassende Größen oder ungewöhnliche Texturen verfremdet.

Durch die sorgfältige Oberflächenbehandlung des Steinzeugs, das sie engobiert und wie eine lebendige, poröse Haut poliert, wird auch der Körper in ihren Arbeiten sichtbar.

Galerie Terra Viva!

14, rue de la fontaine,  30700 Saint Quentin la Poterie, Frankreich

Öffnungszeiten im August: täglich von 10h bis 13h und von 14h30 bis 19h