Tschechische Keramik ist anders. In Ausbrüchen von Fantasie gehen Künstler über die Gefäß-Tradition hinaus, schaffen Skulpturen und fast schon Geschichten aus dem Material Ton. Die Galerie Heller startet mit der Reihe „KUNST AUS PRAG I“ einen weiteren Blick auf die Prager Szene mit Eva Slavikovás abstrakten Formen, Elzbieta Grosseovás skurril-organoiden Kreationen und Jiri Lastovickas Figurenszenen aus Porzellan. Sie alle gehören zwar seit Jahren zum Programm, sind aber nie stehen geblieben. Ja, und Gefäße gibt es auch. Manchmal. (Christel Heybrock)
Elzbieta Grosseovás: „Aus der Ferne betrachtet, basierte meine Arbeit immer auf den wechselseitigen Beziehungen von Aufbau und Zerstörung, auf Instabilität, auf dem ständigen Abwägen zwischen dem, was war, und dem, was ist, auf dem Kontrast des Ganzen gegenüber den Elementen, die es bilden, auf dem natürlichen Prozess der Transformationen in der Natur, auf Altern, Tod und Erneuerung. Die Spannung zwischen der Vollkommenheit des neu Geschaffenen und dem allmählichen Verschwinden, dieser Zerfall und diese Entwicklung, diese Aktivität in einem bestimmten Moment, ist vor allem mit der Dynamik und der Bewegung der Materie verbunden.
Und weil der Ursprung in mir sowohl Freude als auch die Vorahnung des Verlustes hervorruft, sehe ich auch meine eigene Arbeit als einen Prozess der ständigen Erneuerung. In letzter Zeit fasziniert mich die Kraft der Natur, ihre wechselnde Form und ihr starker Ausdruck. Ich habe versucht, diese Kraft, ihre Instabilität und Bewegung darzustellen. Mich inspiriert das Gefühl der Unbeständigkeit, wie in der Natur, wo sich alles in wenigen Sekunden ändern kann, wie im menschlichen Leben.“
Jiri Lastovicka: Der Blick für die Funktionalität des Gegenstandes und die Bedürfnisse des Verbrauchers oder die Beachtung der Wirtschaftlichkeit des Produktionsprozesses sind ebenso Kennzeichen eines guten Designers wie ästhetisches Empfinden und Phantasie. Das Ziel des Designers sollte es sein, all diesen Anforderungen gerecht zu werden, ohne dabei die Besonderheiten der individuellen Kreativität zu opfern. Jiří Laštovička überschreitet aber auch gerne die strengen, rationalen Grenzen des Produktdesigns und lässt seiner Fantasie freien Lauf mit Projekten, bei denen er die Bescheidenheit der angewandten Kunst ablegt und die Möglichkeit eines freien und persönlichen Ausdrucks begrüßt. Während er in seinen künstlerischen Skulpturen und Symposien dem Porzellan treu bleibt, nimmt er auch regelmäßig die Herausforderung an, mit radikal anderen Materialien zu arbeiten.
Galerie Marianne Heller
Friedrich-Ebert-Anlage 2
Am Stadtgarten
69117 Heidelberg
Öffnungszeiten: Di – Fr 11 – 13 und 14:30 – 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr und nach Vereinbarung

