Den Anstoss für ihre Ausstellung „Die Kunst und der Raum“ erhielt Angelika Metzger im Städelmuseum Frankfurt a.M. durch eine Gegenüberstellung des Werkes Eduardo Chillidas mit Martin Heideggers Schrift „Die Kunst und der Raum“ (1969). Das kleine Buch umfasst 7 Litho-Collagen von Eduardo Chillida. Sie stehen neben dem faksimiliertem Text des Philosophen, der hier nach dem Unterschied zwischen einer künstlerischen Erkundung des Raumes und einer auf mathematischen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten beruhenden Erforschung von Raum fragt.
Die philosophische wie kunstwissenschaftliche Auseiandersetzung mit Raum und Zeit bestimmt seit jeher unsere Kulturgeschichte und nun ausdrücklich auch diese Ausstellung. Mit ausgewählten KünstlerInnen aus dem Feld der zeitgenössischen Keramik denkt Angelika Metzger Raum über den realen Raum hinaus. Die Internationalität sowie die unterschiedlichen Generationszugehörigkeiten ihrer Künstler liefern zusätzlich inspirierende Impulse.

Die Japanerin Nao Kikuchi (1988) skizziert mit keramischen Zeichen eine viel weiter gedachte Dimension als die des tatsächlich gegebenen Raumes. Ihre minimalistischen Arbeiten zitieren konkrete Architekturdetails, an die wir betrachtend assoziativ, spielerisch anschliessen können. Einem Rebus gleich fordern ihre architektonischen Zitate und Details unsere Imagination heraus, einen intimen Ort genauso wie die Weite eines Palastes, und alles Mögliche dazwischen, zu imaginieren.
Die Installation des Künstlers Atsushi Mannami (1988), ausgestellt anlässlich des Frechener Keramikpreises 20222, überzeugte die Galeristin mit pseudo-architektonischen Szenenbildern. Sie eröffnen Spannungsfelder zwischen Fiktion, Erinnerung, Einbildung und Realraum. Sie kombinieren im Stadtraum gesammelte Fundstücke mit Keramik zu einer „Utopie der sinnlosen Architektur“.
Brücken dazu bauen die keramischen Arbeiten von Klaus Lehmann (1927), dessen künstlerischen Nachlass die Galerie Metzger betreut. Er profilierte sich unter anderem mit kubischen Objekten und erhielt für seine „Container“ 1989 den Westerwaldpreis. In der aktuellen Ausstellung beziehen einige seiner „Plätze“ Positionen im Raum.
Die Werkserie „Vice Versa“ von Elke Sada (1965) knüpft ebenso an diese Ideen von wandelbaren Raumverhältnissen an. Auch sie bestehen aus scheinbar ineinander gesteckten, gelehnten, gestapelten Flächen, die Räume bilden und Raum aufnehmen ohne ein bestimmtes Unten oder Oben, Hinten oder Vorn zu favorisieren – immer wieder anders, durch farbige Zeichen und Muster von optischer Leichtigkeit, locken sie zum Spiel mit dem Perspektivwechsel, mit der Silhouette, mit Form im Raum.

In den Arbeiten von Waleed R. Qaisi (1963), der heute in der jordanischen Hauptstadt Amman lebt und arbeitet, spiegeln sich Themen der Zerstörung, die Erfahrungen des Krieges, den er sechs Jahre lang im Irak miterleben musste. Intuitiv und spontan entwickelt er seine Formen aus Ton, die an Details zerborstener Trümmer zerbommter Städte erinnern. Gequälte Formen und Details als Abstraktionen unendlichen Leids. Auch er öffnet einen viel weiteren assoziativen, intellektuellen Raum als den des realen Ausstellungsraumes.

Die organisch belebte Formenwelt Jeff Shapiros (1949) wurde auch zum Teil des Projektes, dem er als Sprecher anlässlich der Ausstellung zur Verführung stehen wird. Auf der Suche nach der Essenz von Form, Textur und Farbe – ohne die Natur nachzuempfinden – arbeitet Jeff Shapiro ganz intensiv mit den Materialeigenschaften von Ton und überführt diesen in eine eigene Spezies zwischen Abstraktion und Wahrhaftigkeit, in einen Zwischenraum von natürlicher und gemachter Welt.
Mit der Auswahl und Einladung der AusstellerInnen folgte Angelika Metzger dem Impuls, die Beziehung von Kunst und Raum zu befragen. Der Idee folgt die tatsächliche Umsetzung als Ausstellung. Erst duch die wahrzunehmende Objekt konstituiert sich nun Räumlichkeit – als reale wie auch assoziative Erfahrung.
Text © Schnuppe von Gwinner 3 | 2024
GALERIE METZGER
Angelika Metzger
Hauptstr. 18
63867 Johannesberg
(Landkreis Aschaffenburg)
Öffnungszeiten:
• Mittwoch 14:30 – 19:00 Uhr
• Samstag 14:30 – 18:00 Uhr
• Sonntag 11:00 – 17:00 Uhr
und nach telefonischer Vereinbarung
Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, dem 07.04.2024.
Die Galerie ist von 11 – 17 Uhr geöffnet.
Am Sonntag, dem 14.04.2024 um 11 Uhr, gibt Jeff Shapiro aus dem USA Einblick in seine Arbeit:
DEPARTURES FROM JAPAN: A CREATIVE JOURNEY TO DISCOVER ONE’S OWN VOICE
