Siegburger Keramikpreis: Siegburg bis 07.04.2024

Ausstellungssituation 5. Siegburger Keramikpreis (Helge Articus)

Zum 5. Mal wurde 2024 der Siegburger Keramikpreis verliehen. Er ist aktuellen keramischen Strömungen gewidmet und würdigt Keramiken in hoher handwerklicher Qualität und mit besonderem gestalterischem Anspruch. Ideenreiche Umsetzung keramische Techniken und erweiterte Ausdrucksformen der Keramik werden prämiert. Der Siegburger Keramikpreis wurde in 2015 erstmalig vergeben und wird im Turnus von zwei Jahren ausgeschrieben. Unter den eingereichten Werken wählte eine Fachjury 59 Teilnehmer sowie die Preisträger aus. Die Preisverleihung und Ausstellungseröffnung, der zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland beiwohnten, fand am 04. Februar 2024 im Siegburger Stadtmuseum statt.

Den ersten Preis erhielt die aus den USA stammende Alix Brodeur, Höhr-Grenzhausen, für ihre raumgreifende Installation „Standort“.

AlixBrodeurSiegburg
Alix Brodeur – „Standort“, rotes Steinzeug , weiße Engobe, Glasur; Gasofen 1080°C | Foto: Katalog

Es zeugt von großem Mut und künstlerischer Freiheit, Keramik so völlig anders zu denken. Mit ihrer raumgreifenden Installation sprengt Alix Brodeur die Dimensionen der klassischen Keramik. Inspiriert von massiven Betonpollern, die als Sicherheitssperren unser neues Stadtbild prägen, schafft sie überdimensionale Quader, überspitzte Pyramiden und schräge Obelisken, eindeutig geometrische Formen, die sie aber bewusst der Geradlinigkeit und Glätte architektonischer Bauelemente entzieht. Auch die etwas schmutzigen, aber harmonischen Farben setzen sich von den funktionalen Betonsperren ab. Wie große Bauklötze besetzen die Elemente öffentlichen Raum. Das Unerwartete fungiert als visueller Störer, der profane Architektur und ihre Funktion sowie den Umgang mit ihr durch den Nutzer und die Gesellschaft hinterfragt und sie auf spielerische, trotz ihrer Massivität fast leichte und zugleich kokette Weise neu definiert. (Jurybegründung)

Der 2. Preis ging an Christiane Wilhelm, München, für ihr Gefäß „Mother of Pearls“.

Christiane Wilhelm
Christiane Wilhelm – „Amphore : MOTHER OF PEARLS“ Steinzeug und Porzellan; Oxidationsbrand 1250°C | Foto: Katalog

Eine der stabilsten und perfektesten Formen, die die Natur hervorgebracht hat, ist das Ei. Das Gefäß von Christiane Wilhelm, das in der Tradition der klassischen Amphore steht, bildet die Perfektion eines makellosen Eis nach, gekrönt von einem kuppelartigen Deckel, der das Gefäß präzise verschließt. In ihrer archaisch-reduzierten, formalen und gestalterischen Ästhetik löst sich die Amphore von der dienenden Funktion eines Behältnisses und bekommt, auch dank ihrer schildpatt-artigen Oberflächenstruktur mit länglichen bis wabenförmigen Porzellan-Intarsien, einen kostbaren, objekthaften Charakter. (Jurybegründung)

Den 3. Preis erhielt Christa Zeitlhofer, Wien, Werktitel: „deformierter kreis auf ellipsoid mit fahrrad, 2022“.

Christa Zeitlhofer
Christa Zeitlhofer – „deformierter kreis auf elliptoid mit fahrrad“ Porzellan, violetter Farbkörper, Metalllegierung; Einmalbrand 1240°C im Elektroofen | Foto: Katalog

Der Blick des geneigten Betrachters sucht vergeblich nach passenden Assoziationen. Von der Künstlerin schlicht als deformierter Kreis bezeichnet, mag das kompakte Objekt an ein altmodisches Telefon oder eine stylische Handtasche erinnern, bleibt jedoch in seiner irritierenden Formensprache eher ungegenständlich und abstrakt. Die visuelle materielle Anmutung der brüchigen Oberfläche changiert zwischen felsiger Schroffheit und plüschiger ‚softness‘. Das wie ein Design-Label spielerisch applizierte kleine Fahrrad entzieht sich vollends der sinnhaften Zuordnung und öffnet gerade deshalb das Narrativ des Objektes zur freien Interpretation durch den Betrachter. (Jurybegründung)

Ein Sonderpreis wurde Ulrike Uschmann, Osnabrück, zugesprochen. Belobigung gingen an Michela Benedan, Halle, Nathalie Cohn, Kopenhagen, Monika Debus, Höhr-Grenzhausen, sowie Maria Pohlkemper, Billerbeck.

Die Ausstellung, die eine faszinierende Vielfalt zeitgenössischer Keramikkunst präsentiert, läuft bis zum 07. April 2024 – eine einzigartige Gelegenheit, die beeindruckenden Werke der Künstler zu entdecken und in die kreative Welt der Keramik einzutauchen. Lassen Sie sich überraschen von einer Vielzahl und Vielfalt internationaler Keramiken: Gefäß- und Objektkeramiken, Skulpturen, künstlerische freie Arbeiten sowie Installationen die mit handwerklicher Präzision, innovativer Gestaltung, einem experimentellen Umgang mit dem Material und spannenden Intentionen überzeugen. (Pressetext)

Zur Ausstellung gibt es einen Katalog, als PDF-Dokument und als Print an der Museumskasse.

Führung durch die Ausstellung des 5. Siegburger Keramikpreises:

Am 24. Februar und am 23. März 2024 führt Ines Rother vom Atelier Ines Rother (ehemals Hasenberg) jeweils um 15.00 Uhr durch die Ausstellung. Um Anmeldung wird gebeten unter: keramik@siegburg.de.

Stadtmuseum Siegburg
Markt 46
53721 Siegburg

Öffnungszeiten: Di bis Sa 10.00-17.00 Uhr | So 10.00-18.00 Uhr