Staatspreis MANUFACTUM für angewandte Kunst und Design im Handwerk: Köln vom 27.05. bis 13.08.2023

Wilfried Grootens "Closed Vessel 9" Detailaufnahme - Kategorie Objekt und Skulptur Manufactum Sonderpreis | Foto Handwerkskammer Aachen

Das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) präsentiert mit der Ausstellung „MANUFACTUM“ insgesamt 116 von einer Fachjury aus 312 Einreichungen ausgewählte Arbeiten. Unter diesen Nominées wählte eine Preis-Jury Arbeiten von sechs Kunsthandwerker*innen und Designer*innen und zeichnete diese mit dem Staatspreis Maunufaktum 2023 aus. Die Preise wurden am 27. Mai durch den Schirmherrn Ministerpräsident Hendrik Wüst gemeinsam mit der Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein- Westfalen, Mona Neubaur, im großen Sendesaal des WDR feierlich verliehen.

Ausgezeichnet werden herausragende Leistungen in den Bereichen Bild- und Druckmedien, Kleidung und Textil, Möbel, Objekt und Skulptur, Schmuck sowie Wohnen und Außenbereich.

1MAnu_Narang Saurabh Bild
Saurabh Narang und Anastasiia Reshetnyk – Foto aus der Serie „Sunflowers will still grow“

In der Kategorie Bild- und Druckmedien erhielten Saurabh Narang und Anastasiia Reshetnyk aus Gummersbach den Staatspreis MANUFACTUM 2023 für ihr Projekt „Sunflowers will still grow“: Über Nacht wurde ein Altenheim in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt, um die aus den Kriegsgebieten ankommenden Menschen zu beherbergen. Die Annäherung an diese neuen Nachbar*innen beginnen die beiden Geschichtenerzähler Saurabh Narang und Anastasiia Reshetnyk aus Gummersbach mit einer Serie von Portraitaufnahmen. Die Fotografien vermitteln mit Licht und ihrer Dunkelheit auf subtile Weise gleichzeitig Einsamkeit und Zusammenhalt, Würde und Verletzlichkeit, Liebe und Hoffnung. Die Jury: „Durch den Einsatz des Mediums Fotografie in seiner ganz ursprünglichen Bedeutung – dem Zeichnen mit Licht – wird das Wesentliche des Moments, die menschliche Würde und die innere Stärke jedes Einzelnen wahrnehmbar.“

 
1Manu_Irina Kolesnikova
Irina Kolesnikova „Das Manusscript“ Gobelin-Gewebe | Foto: Handwerkskammer Aachen

Irina Kolesnikova aus Leverkusen gewann den Staatspreis MANUFACTUM 2023 in der Kategorie Kleidung und Textil. In der Technik der Tapisserie arbeitet die Leverkusenerin Irina Kolesnikova eine gestische Zeichnung ins Gewebe. Sechs einzelne Gewebeteile, präzise aneinandergesetzt, bilden das Palimpsest. Auf einen verblassten Grund zeichnet sie fließende Linien, Schriftzeichen und großzügige Pinselschwünge. Was wie mit dem Pinsel aufgetragen zu sein scheint, ist feinstes Gewebe. Das zeitaufwändige Weben eines Gobelins steht im Gegensatz zu dem flüchtigen Motiv einer Tuschezeichnung. Die Jury war berührt von der anmutigen und zarten Webarbeit, in der Irina Kolesnikova präzises handwerkliches Können mit künstlerischer Souveränität vereint.

 

1Manu_Susanne Bayer Moebel
Susanne Bayer „HangOn“ Raumteiler aus Hainbuchenfurnier | Foto: Handwerkskammer Aachen

In der Kategorie Möbel wurde Susanne Bayer aus Köln mit dem Staatspreis MANUFACTUM 2023 ausgezeichnet. Die einzelnen Scheiben des Raumteilers aus Hainbuchenfurnier von Susanne Beyer sind in senkrechter Reihung mittels Baumwollbändern und feinen Ebenholzstäbchen aufgefädelt. Jede einzelne Scheibe besteht aus 2 Lagen Furnier, die um 90 Grad verdreht miteinander verleimt sind. Diese besondere Technik erzeugt eine Spannung innerhalb des Holzes und verformt es konkav- konvex. Mit acht Reihen aus jeweils 27 Scheiben nebeneinander erschuf die Kölnerin einen filigranen, flexiblen Raumteiler, der beidseitig eine hohe ästhetische Wirkung entfaltet. Lichteinfall transformiert die dünnen Holzscheiben zu einem diaphanen Material, das durch Luftbewegung oder Berührung ein sensibles Eigenleben entwickelt. Die durchgängige Gestaltung des Entwurfs und die perfekte handwerkliche Umsetzung dieses außergewöhnlichen Objektes hat die Jury überzeugt und zu einem einstimmigen Urteil geführt.

 

Manu_Hans Leo Simons Skulptur
Hans Leo Simons Metallobjekt „Gitterwerk“ | Foto: Handwerkskammer Aachen

Im Bereich Objekt und Skulptur wurde Hans Leo Simons aus Alsdorf mit dem Staatspreis MANUFACTUM 2023 ausgezeichnet. Das Metallobjekt „Gitterwerk“ von Hans Leo Simons aus Alsdorf ist als Schutzgitter für eine Reliquienkammer konzipiert. Einfache Flachstähle sind schräg eingeschnitten, die entstandenen dreieckförmigen Ausschnitte um 90° gebogen. Aneinander gereiht entsteht eine serielle Flächengestaltung mit dreidimensionaler Tiefenwirkung. Horizontale und vertikale Linien, das Davor und Dahinter verschmelzen und der Flachstahl wird zur komplexen plastischen Komposition, die mit Licht und Schatten, Transparenz und Tiefe spielt und so die gewünschte Schutzwirkung erzeugt. Das Urteil der Jury: Eine Arbeit, die durch ihre Schlichtheit auf sich aufmerksam macht und deren Ästhetik und Tiefe sich bei näherer Betrachtung mehr und mehr erschließen.

 

1Manu_Wilfried Grootens_Objekt
Wilfried Grootens „Closed Vessel 9“ 35 industriell gefertigte Weißglasscheiben, handbemalt, geschichtet und miteinander verklebt | Foto: Handwerkskammer Aachen

Wilfried Grootens aus Kleve erhielt in der gleichen Kategorie den Sonderpreis der Jury. Die meisterliche Umsetzung und die poetische Wirkung des Objektes von Wilfried Grootens aus Kleve beeindrucken nachhaltig. 35 industriell gefertigte Weißglasscheiben sind handbemalt, geschichtet und miteinander verklebt. Durch die Verklebung werden die Reflektionsflächen der einzelnen Scheiben aufgelöst, es entsteht große räumliche Tiefe. Je nachdem, welche Perspektive der/die Betrachter*in einnimmt, entstehen große Überraschungen beim Betrachten des Inneren und das als real empfundene Bildereignis wird in Frage gestellt. Die Jury beeindruckte die meisterliche Umsetzung und die poetische Wirkung des Objektes und zeichnete es aus diesem Grund mit dem Sonderpreis aus.

 

1Manu_Heike Schirmer Schmuck
Heike Schirmer „Lightness“ | Foto: Handwerkskammer Aachen

 

 

 

Heike Schirmer aus Wassenberg gewann den Staatspreis MANUFACTUM 2023 in der Kategorie Schmuck. Zwei hauchdünne Körpergefäße, verbunden durch eine Silberkette, hälftig geschwärzt, zeigen das Selbstverständnis des handwerklichen Könnens der Wassenbergerin Heike Schirmer. Durch das Falzen der Flächen eröffnen sich geometrische Räume, die dem Prinzip des Papierfaltens folgen. Das Schmuckobjekt kommt ohne Erhitzung, ohne die klassische Verbindungstechnik des Lötens aus und macht sich auf diese Weise die Aufrechterhaltung der Materialhärte zunutze, die dem Konstruktionsprinzip zugrunde liegt. Der spielerische Umgang mit Form und Technik aus verschiedenen Gewerken und die damit geschaffene Durchlässigkeit, die Raum für Assoziationen lässt, überzeugen die Jury bei diesem Objekt.

 Um die breite Öffentlichkeit zu interessieren, wird seit 2021 zusätzlich ein Publikumspreis ausgelobt. Die BesucherInnen der Ausstellung erhalten die Möglichkeit, sich für ihr „Lieblingsstück“ zu entscheiden und über einen Publikumspreis abzustimmen.

Der Staatspreis „MANUFACTUM“ wird seit 1963 alle zwei Jahre von der Landesregierung an gestaltende Handwerker*innen aus Nordrhein-Westfalen vergeben. Er ist damit einer der traditionsreichsten und mit insgesamt 60.000 Euro Preisgeld einer der bedeutendsten Preise seiner Art in Deutschland. Die Handwerkskammer Aachen führt den 31. Wettbewerb für die Landesregierung unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Hendrik Wüst durch. Sie ist Sitz einer von zwei Akademien für Gestaltung in NRW, die in Münster und Aachen junge HandwerkerInnen in Designkompetenz weiterbilden und damit wichtige Säulen für die Kontinuität und Weiterentwicklung der Gestaltungskultur und Qualität im Handwerk darstellen.

MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln
An der Rechtschule 7
50667 Köln

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr