Zinnglasur und Bildkultur: Wien vom 06.04. bis 07.08.2022

Majolikaplatte, Deukalion und Pyrrha, Francesco Xanto Avelli, Urbino, 1534 © MAK/Georg Mayer

Bevor europäische Porzellane aus Meißen und Wien im frühen 18. Jahrhundert ihren Siegeszug in Europa antraten, hatte eine in Italien entwickelte Luxuskeramik die gehobene Tischkulturgeprägt: Majolika. Mit der Ausstellung der  Majolikasammlung des MAK im Kontext ihrer Geschichte lenkt das MAK den Blick auf das berühmte, reich bemalte Steingut und öffnet erstmals die im MAK verwahrte, exquisite Sammlung von Majoliken des 15. bis 18. Jahrhunderts für das Publikum. Herausragenden Stücken aus der MAK-Sammlung werden in der Ausstellung Leihgaben aus bedeutenden Wiener und mitteleuropäischen Sammlungen gegenübergestellt. Bereichert um Exponate zeitgenössischer italienischer Majolikakünstler*innen, gibt die Schau einen weitreichenden Einblick in die Entwicklung der Majolikakunst.

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Becken mit dreipassigem Fuß und Henkeln, Urteil des Paris, Patanazzi Werkstatt, Urbino, um 1560–1590 © MAK/Georg Mayer

Ab dem frühen 16. Jahrhundert wurde Majolika-Geschirr zum Luxusexportgut Italiens und verbreitete sich bis an die Höfe Nordeuropas. Künstler*innen ersten Ranges, wie Raffael, lieferten Vorlagen für die Gestaltung der Keramiken. Diese Stücke tauchen später etwa auch in den Fresken Giulio Romanos im Palazzo del Té in Mantua als Schmuck eines Schaubuffets auf. Sogenannte „Istoriato-Majoliken“ illustrieren antike Sagen und Göttergeschichten in vielfigurigen Szenen. Sie avancierten zu italienischen Tafelgesprächen für die humanistisch gebildeten Adeligen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein internationaler Sammlermarkt für historische Majoliken, die sich später auch als Vorbildobjekte in den neu gegründeten Museen für Kunst und Industrie finden. Die Keramikindustrie des 19. Jahrhunderts bediente sich dieser Vorlagen europaweit.

Im Vorfeld der Ausstellung, die 220 Majoliken zeigt und von einer umfassenden Publikation begleitet wird, wurden die Stücke aus der MAK-Sammlung wissenschaftlich neu bearbeitet. Für die Ausstellung arbeitetdas MAK mit dem Institut für Konservierung und Restaurierung sowie mit dem Keramikstudio der Universität für angewandte Kunst Wien zusammen. Geplant ist einfür das Publikum zugänglicher Workshop, in dem zeitgenössische italienische Majolikakünstler*innen die Technik der Majolikakeramik praktisch vorführen werden. Vor Ort formen und glasieren sie die Stücke, die anschließend im Keramikstudio der Universität für angewandte Kunst gebrannt werden. (Pressetext)

Museum für Angewandte Kunst Wien – MAK
Stubenring 5
1010 Wien
Österreich

Öffnungszeiten: Di 10:00–21:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr